Donnerstag, 22. Dezember 2016

Erwin

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Er war der zweite von den Gästen. Der Heinz sprach schon mit einem unbekannten Kollegen.
“Hallo Herr Sellger”, grüßte Erwin, obwohl sie sich seit Urzeiten kannten. Der Anlass war schließlich beruflich.
“Hallo Erwin, das ist der junge Herr von Lovetzski, Herr von Lovetzski, das ist der Herr Meierfelder.”, vergaß Heinz alle Förmlichkeiten.
“Erwin”, er streckte seine Hand aus. Der unbekannte Kollege griff sie und antwortete mit “Thomas”. Ingenieure waren immer per ‘Du’, so gehörte sich das einfach. Nur die Ingenieure, die auf Seiten des Kunden befördert wurden, die Aufträge vergaben und die Teams zusammen stellten, waren irgendwann eher per ‘Sie’.
An dem Abend wurde der erfolgreiche Abschluss des Projekts gefeiert. Es kam noch weitere Kollegen hinzu. Die Gesellschaft traf sich in einem Gourmetlokal auf der schweizer Seite. Heinz war ein Spezialist in der Auswahl solcher Lokale.
Nach dem Aperitif, sollten die Speisen bestellt werden. Der Herr von Lovetzski schaute auf die Uhr und sagte: “Also, ich kann dann nur eine Vorspeise nehmen. Ich muss ja dann noch den Zug bekommen.”
Heinz protestierte: “Aber, aber. Das geht doch gar nicht. Sie müssen hier das Felchenfilet in Mandelbutter probieren. Und dann erst der Nachtisch. Der Erwin, nicht wahr?”, drehte er sich zu Erwin um: “Du fährst ihn doch gerne.”
Erwin nickte.
“Sehen Sie, der Herr Meierfelder, der Erwin, der kann Sie fahren. Sie bleiben nun hier. Oder haben Sie etwas vor?”
“Echt, würdest Du das machen?”, fragte von Lovetzski.
“Ja, klar. Ich trinke ja nicht und vor Mitternacht schlafe ich sowieso nicht. Da kann ich Dich auch fahren. Ist überhaupt kein Problem”, sagte er zu.