Donnerstag, 30. April 2015

Die Schulter

"Evelyn? das ist ja eine Überraschung" Sie setzte sich zu der Frau am Fenster. "Marlies? Hey" die beiden tauschten Küsschen links und rechts, schauten sich dann den Bruchteil einer Sekunde schweigend an, bevor Marlies ihre Fragen: "Was machst Du hier? wo geht es hin? Wir haben uns ja so lange nicht gesehen" mit ihrer rechten Hand unterstrich.
Evelyn lachte und antwortete:
"Wir, also mein Mann und ich, stell Dir vor ich bin richtig verheiratet!" Marlies öffnete den Mund und schaute mit richtig grossen Augen. "Und, ich dachte, Du wärst in Hamburg, deswegen habe ich gar nach Dir gesucht" Evelyn hob die Schultern, lächelte und fügte hinzu: "Ich fahr nun zum Frauenartzt."
Marlies legte ihre rechte Hand auf ihren Bauch, deutete ein Wachsen desselben an und Evelyn erklärte: "Hoffentlich noch nicht, aber wenn es kommt, dann kommt es."
Marlies holte Luft und erklärte: "Also ich habe mir das Studium in Hamburg geschenkt. Da wäre ich ja nur. Deswegen bin ich nun Kauffrau. Klingt gut, nicht wahr. Nicht Kaufmann, sondern Kauffrau. Im Einkauf vom Hommel vergleiche die Angebote von Schraubenhersteller. Also das kann ja eigentlich jeder, der nur ein wenig nach dem Preis nachfragt. Die meisten sind sich dafür schade, deswegen machen das dann nur die Kaufleute. Dann wird der grösste Preis plötzlich ganz klein." Sie deutete das mit den Händen an, erst waren sie etwa 20 cm auseinander, dann schob sie sie auf 7 cm zusammen. "Das ist übrigens bei Männern ihren Stücken nicht anders, die meinen auch immer, sie hätten fünfzehn cm" Dieser Standardwitz kam recht gut bei Evelyn an. Marlies erzählte den Rest der Fahrt von Anekdoten, die sie auf ihren Reisen und Feiern erlebt hatte. Energisch ging sie zur Arbeit.

Freitag, 24. April 2015

Das Geheimnis der Hundesitterin

"Hallo Liebes, sollen wir nicht jetzt?". Es war ein richtiger Frühlingsmorgen, vor dem Fenster zwitscherten schon die Vögel und, ja, nun könnte er wieder vögeln. Sie wachte langsam auf, öffnete ihre Augen, drehte sich auf den Rücken und gab ihm einen dicken Kuss. Er legte sich sanft auf sie und wollte schon anfangen, da gab sie zu bedenken: "Aber wir wollen doch ein Kind machen!" Richtig, von hinten, mit ihrem Becken nach unten! Fasst wäre wieder etwas verschwendet worden. Sie drehte sich um, winkelte die Beine an, streckte ihm ihren runden, knackigen Arsch entgegen und fragte dabei: "Hast Du eigentlich schon wieder genug Samen angesammelt?". Richtig! Gestern ging die Zeugung ja, na ja, nicht dran denken! Aber sie hat einen ja auch überrascht, er konnte gar nicht aus dem Anzug, na ja. Sie hat ja Recht. Sanft streichelte er über ihren Arsch und verliess dann unverrichteter Dinge das Bett.
Nach dem gemeinsamen Kaffee schlug sie vor: "Wir warten besser noch bis Freitag. Ich bin ja noch bis Montag fruchtbar. Und dann ganz zwanglos und lässig. Bis dahin mach Dir bitte keinen Stress, wir werden das geniessen und eine deiner Spermien wird es zu meiner Eizelle schaffen."
Auf dem Weg zum Büro dachte er nur über Stress nach. Welche Stressfaktoren hat er? Sein Job ist für die nächsten Jahrzehnte sicher. Bestimmt! Wenn nur die blöden Kollegen nicht wären. Ob dieser Herr Müller mal zugänglich wird? So ein Schweiger als gegenüber, das ist nicht gut. Und dieser Freddy. Der hat irgendwas. Wenn der sich ausklinkt und die Brocken hinwirft, hätte er Stress. Die Sachen von dem übernehmen. Aber nicht dran denken, kein Stress machen. Nein, in aller Ruhe wird er die Tage bis Freitag hinter sich bringen.

Freitag, 17. April 2015

Der Ritter

Sie kamen vom Programmkino zurück. Einen Film über eine low-budget Verfilmung von Michael Kohlhaas hatten sie sich angesehen. Hauptfigur war ein Regisseur, der sein Filmprojekt auch ohne Budget durchzog. So wurde ein Ritterfilm ohne Pferde, Rüstungen und Schwerter gedreht. Sie war noch ganz begeistert vom Improvisationstalent:
"'Das ist nicht das Pferd, das ich als Pfand gegeben habe' und dann der Schwenk auf die Ziege, herrlich" lachte sie.
"Die Kampfszenen haben funktioniert, man konnte sich das alles vorstellen" fügte er hinzu. Mit seiner rechten Hand fuhr er durch die Luft und rief dabei: "hier nimm" und "das". Die beiden lachten. "Mit den richtigen Geräuschen war das voll realistisch, nicht? Da war ein Kling und Sirr und die Gesichter so verzerrt. Da brauchte es tatsächlich keine Waffen." erklärte sie, als sie weitergingen.
Wenig später sagte sie: "Du bist mein Ritter und kannst mich mit deiner rechten Hand beschützen, deswegen hat eine Dame ihren Beschützer zur linken." Mit ihrer linken Hand hängte sie sich in seinen rechten Ellbogen. Er schaute ihren blonden Schopf an und, ja, an diesem Abend auf dem Weg an der Basilika vorbei, würde er ihr einen Antrag machen. Den Ring hatte er schon seit Wochen dabei. So förmlich würde er sie dann aus der Kirche begleiten. Er hielt aber nur ein paar Schritte den abgewinkelten rechten Arm hin, dann legte er seinen rechten Arm vorsichtig auf ihre Schulter und sie drückte sich an seine starke Schulter. Mit ihrer linken Hand hielt sie sich an seiner Hüfte fest. Vorsichtig streichelte seine Pranke ihre Schulter, sie war ja so zerbrechlich. Arm in Arm bogen die zwei um die Ecke in die Bahnunterführung.

Freitag, 10. April 2015

Das Goldstück

Wie jeden Mittwochabend ging er alleine auf die Jagd. Hier zeigte sich seine Meisterschaft. Mittwochs gibt es wenig Beute, aber wenn, dann würde sie sich lohnen! An diesem Mittwoch probierte er eine Karaoke Bar aus. Vorher war nie auf diese Idee gekommen, aber ein Beitrag im Pickup Forum wies auf einen Frauenüberschuss hin und, tatsächlich, ein Trupp junger Frauen feierte. Die Kunst war hier schnell die eine des Abends zu finden. Es gibt nur einen Versuch, keine möchte zweite Wahl sein. Die siebener mit den goldenen Haaren! Ihre Augen trafen sich kurz, dann blickte er auf ihr Kinn, ihren Unterleib, ihre Brust und dann wieder ganz, ganz kurz in die Augen. Sie lächelte, er blieb cool und bestellte sich an der Bar erst einmal eine Caipirinha. Dabei prüfte er etwaige Konkurrenz, aber es standen nur ein paar Saufbrüder an der Bar. An den Tischen waren nur noch zwei Paare, die Beute war freigegeben. Als eine der Frauen sich an "Walk like an Egyptian" versuchte, setzte er sich in Bewegung und zeigte, dass er sich zur Musik zu bewegen wusste. John Travolta hätte das kaum besser machen können und schon strahlte ihn das Goldlöckchen an. "So bewegt sich doch ein Ägypter?" fragte er.
"Ein Ägypter?" ihr Mund blieb kurz offen, dann "Ah, ja. Egyptian ... oh der ist gut" Sie brach in schallendes Gelächter aus. Ein doofer Siebener! Ihre Freundinnen lachten mit und, er lächelte alle an, verweilte kurz bei einer Schwarzhäutigen, bevor er zu der blonden sagte, dass sie ganz zauberhaft lache. "Du gefällst mir" sagte sie. Wenig später versuchte sie sich an "Because the night". Auf den Weg zum Mikrofon sagte sie zu ihm: "Hör gut zu!". Er schnappte sich die Schwarze und tanzte mit ihr. Der Gesang wurde ungenauer und klang fasst schon ärgerlich. Ja, das mit der du-bist-gar-nicht-so-toll-Masche funktionierte wie immer.

Freitag, 3. April 2015

Die Sau

"Hallo Liebes, ich bin heute mal früher dran"
"Ja, wir sind gerade am Abendessen, Der Papa ist dran", sie stellte den Ipad auf den Esstisch und die Kinder winkten ihrem Vater zu.
"Hallo ihr, morgen komm ich wieder zurück, es hat alles viel schneller geklappt ..."
"Dann kannst Du mich tanzen sehen, toll" die Tochter winkte aufgeregt.
"Ja, um halb fünf im Kindertheater, das könntest Du doch tatsächlich schaffen, oder?"
"Wir landen um drei, Du müsstest mich abholen."
Die Gruppe am Esstisch freute sich und vergaß ihren Vater am Ipad. Bis dieser verkündete: "Also heute Abend gehe ich mit Freddy feiern, er will die Sau rauslassen, deswegen wird das nichts mit dem Gutenacht Anruf"
"Das hast Du dir verdient, feiert schön, aber pass auf Dich auf" meinte seine Frau und beendete das Gespräch. Er schaute sein Tablet noch lange an, bevor er es auf den Schreibtisch des Hotelzimmers legte.