Dienstag, 30. Mai 2017

Zweisam

"Eigentlich bin ich ja Italiener", sagte Erich, als er die beiden Frauen in die Arme nahm. Consuelo gefiel seine rechte Hand an ihrem Hinterteil, aber Yvonne protestierte: "Ey, Grapscher, das geht ja gar nicht".
"Scusi, Bellaaaaa", flötete Erich noch ganz italienisch, bevor er sie mit seinem schallendem Gelächter ansteckte. Die Strandbekanntschaft der Freundinnen war einfach zu komisch.
Yvonne hakte sich bei Consuelo unter und die drei gingen zur Touristenbahn. Es sollte zum benachbarten Fischerhafen gehen. Yvonne war eigentlich gar nicht begeistert den vorabendlichen Aperitif zu verpassen, ließ sich aber Consuelo überreden mit Erich den Sonnenuntergang zu beobachten. Es sollte da einen Platz unterhalb der Mole geben, der einfach fantastisch war.
In der Bahn kuschelten sich Consuelo und Yvonne nebeneinander, Erich saß ihnen gegenüber.
"Habt ihr eigentlich etwas miteinander?", fragte er.
"Klar doch. Das brauchen wir doch gar nicht zu verstecken, meinst Du doch auch Liebes?", grinste Yvonne und streichelte Consuelos Wange. Diese spielte mit, öffnete ihre Lippen und schaute vorher nach Erich. Dieser schaute verwundert zu und kommentierte Consuelos Zunge, die zwischen ihren Zähnen hervorkam, mit: "Echt? Das ...", weiter kam die Szene nicht. Die Freundinnen konnten ihr Gelächter nicht mehr zurückhalten.
"Das hat ihn nun richtig angemacht", lachte Yvonne. Erich bemerkte, dass der Zug schon stand und die anderen Passagiere schon ausstiegen.
"Hier müssen wir raus, schnell", rief er und stand auf. Yvonne kam mit ihm durch die Tür. Consuelo versuchte noch die schließenden Türen aufzuhalten. Die Freundinnen lachten sich durch die geschlossene Tür noch an. Erich deutete den Weg zur Mole an.

Sonntag, 14. Mai 2017

Sekt

'Das Gluckerwasser nicht vergessen!', fiel ihm bei der morgendlichen Rasur ein. Als er die Stoppeln unter den Nasenflügeln wegschabte, war er dazu wach genug. Das war immer der Punkt, an dem er schon wach genug war, um an den kommenden Tag zu denken. Einseifen und die Backen schaben ging automatisch. An den Nasenflügeln war Konzentration gefragt. Die kamen zum Schluss. Da war die kleine Feier im Büro am Nachmittag. Es ging um Ritas Junggesellinnenabschied. Sekt sollte jemand mitbringen und er hatte zugesagt.
Beim Kontrollblick in den Wandspiegel fiel es ihm wieder ein.
Er hatte die Flasche vergessen. Mit erhobenen Zeigefinger ging er zum Kühlschrank und nahm die richtig große Flasche Gluckerwasser heraus. Ein richtiger Prügel war das, dachte er und kontrollierte sich noch einmal im Spiegel. S,o mit Flasche in der Hand, war das einfach ein anderer Anblick. Er konnte gar nicht mit dem Auto farhen, fiel ihm siedenheiß ein. Es war ja Freitag und, wenn er es auf dem Parkplatz liesse, wäre es unbewacht das ganze Wochenende ganz alleine zwischen den Büros. Geklaut werden konnte es zwar nicht, weil der Parkplatz war abgeschlossen, aber irgendwelche Deppen würden damit spielen können und das, nein das, wollte er nicht. So musste also die alte Jacke für den öffentlichen Nahverkehr her. 
Sah gar nicht mal schlecht aus, fand er. Sie gab ihm etwas jung gebliebenes, fühlte er. Nur für die Flasche brauchte er noch etwas. So offen konnte er doch nicht mit Flasche in der U-Bahn fahren. Das machten doch nur die Penner.

Dienstag, 9. Mai 2017

Overkill

"Halt, wartet auf mich", Ella trippelte ihren Brüdern hinterher. Die beiden blickten sich kurz um, grinsten sich an und liefen dann aber doch ein klein wenig langsamer.
"Warum wartet ihr denn nicht? Ihr müsst mich doch mitnehmen. Das ist doch unfair."
"Du hast doch sowieso Angst", meinte Lupo.
"Angsthase", stimmte Eko zu.
"Ich bin halt die kleinste und Vorsicht auch immer besser. Aber ich muss doch wissen, wo ihr hingeht. Das war doch so ausgemacht. Wo geht es denn nun hin?"
"Wir gehen rein. Sie sind weg und", Lupo machte eine bedeutungsvolle Pause, "...ich habe da ein Loch entdeckt. Das wird ganz einfach."
"Seid ihr sicher?"
"Klar doch. Das Haus ist vollkommen leer. Die haben bestimmt etwas liegen gelassen. Es ist ganz einfach. Wir müssen uns nur den Schacht nach oben klettern und dann ist oben das Loch."
Tatsächlich krabblelten aus dem Loch an dem Abluftschacht wenig später drei Mäuslein.