Freitag, 28. November 2014

Zu den Wurzeln

"Hallo, ich wollte zu ", der Elan der jungen Frau ließ nach, als sie den neuen Freund ihrer Freundin sah. 
"Franzi ist noch nicht gar nicht da, weiß auch nicht was los ist. Du musst Lisa sein, meine Name ist Michael, sei gegrüsst und komm herein", mit einem angedeuteten Diener bat er sie herein. Sie trat in die Diele, sah sich um und zog dann die Schuhe aus. "Ich ziehe besser die Stiefel aus, hinterher ..", merkte sie an, er  blickte sich an der Tür zum Wohnzimmer um und nickte ihr zustimmend zu. Auf dem Weg zum Esstisch rief er noch: "Schau Dich nur um, was hältst Du von der Wohnung? Ist doch Klasse, nicht wahr?" Da hatte er nicht unrecht, bewunderte sie das großzügige Wohnzimmer mit dem vertrauten, dicken Eichentisch in der Essecke und der gemütlichen Sitzecke. Sie lächelte diese an bei der Erinnerung an die dort verbrachten Fernsehnächte. Fast alle Möbel im Wohnzimmer waren von Franzi, nur der Schaukelstuhl war neu.

Freitag, 21. November 2014

sushi

"Bin heute Abend in deiner Stadt, treffen?" Ihre Augen leuchteten ein wenig, als sie seine Nachricht bekam. Kurz schaute sie nach oben, lächelte und suchte dann nach den Nachrichten, die sie bisher ausgetauscht hatten. Bei einigen konnte sie ein Lachen kaum unterdrücken, bei anderen weiteten sich ihre Augen. Ihre Brust hob sich und verharrte kurz, bevor sie sich wieder senkte. Dann nickte ihr Kopf kurz und entschlossen. Sie antwortete: "Ok, was schlägst Du vor?". Ihre Daumen trommelten auf dem Smartphone. Aber die Antwort ließ auf sich warten. Bestimmt ist der über ihre Zusage so überrascht. Ein kleines Grinsen schlich sich in ihr Gesicht. Das kommt schon noch. Ihrer Sache sicher schrieb sie schrieb ihrem Kumpel "Habe evtl. blind Date heute Abend ok?". Frau weiß ja nie was da aufschlägt und er würde sie bestimmt retten, wenn es allzu doof wird. "Nicht schon wieder" war die erwartete, aber doch zustimmende Antwort. Sie klappte ihr Smartphone zu, steckte es in ihre bunte Handtasche und dann sah sie ihn.  

Freitag, 14. November 2014

Krippenkind

Emil hielt sich an der Stange fest. Kaum war sein Vater eingestiegen, griff das Söhnchen schon nach dem Rohr an der Abtrennung. Wie kräftig solche Würmchen doch zugreifen können! Der Vater lächelte sein Kind an, dann würden sie wohl nicht auf einer Bank sitzen. Da setzte sich schon die U-Bahn ruckartig in Bewegung und zwang den Vater zu einem Ausfallschritt. Zum Glück war das Söhnchen im Tragesack! Sorgfältig löste er den Griff vom Sohn, ging zur Haltestange in der Mitte und fixierte hier seinen Stand. Er atmete leicht hörbar aus und schaute sich stolz in der U-Bahn um. Die Blicke, die er erntete, färbten seine Backen leicht rötlich und er schaute danach nur noch zu seinem Söhnchen. Nach zwei Stationen stiegen sie aus.

Freitag, 7. November 2014

Mutti

Sein Hut saß perfekt. Es war nur ein wenig Regen vorhergesagt und kein richtiger, strömender Regen. Wie Vater schon immer gesagt hatte, für einen Schirm muss es richtig schütten. Aber so würde die breite Krempe zum Schutz vollkommen ausreichen. Zur Sicherheit zog er seine Regenjacke an, griff die lederne Aktentasche, verabschiedete sich von seiner Mutti und ging zur Straßenbahn. Dass er sich nun zum letzten Mal so von seiner Mutti verabschiedete, konnte er sich nicht vorstellen.