Freitag, 27. November 2015

Das Geschenk

"Zum Geburtstag Viel Glück" sangen sie. Seit der Chef vor Jahren einmal vorschlug doch zu singen, musste bei jedem Geburtstag gesungen werden. Der Geburtstagende brachte schon immer Butterbrezeln oder Blechkuchen. Blechkuchen bedeutete ein Opfer von Zeit zu Gunsten der Gemeinschaft, Butterbrezeln waren ein Opfer von Geld. Alfred opferte bei seinem Geburtstag noch ein bisschen mehr Geld und brachte ausgefallenen Prosecco statt des sonst üblichen Sekts mit. Der Billigsekt vom Discounter ging bei ihm einfach nicht. Wenn er schon einen ausgeben musste, dann richtig. Es war üblich, dass der Geburtstagende keinen Orangensaft oder Sekt Orange trank. So trank Alfred zu seinem eigenen Geburtstag immer zwei Gläschen Prosecco am Vormittag. Zwar hatte er dann einen kleinen Rausch, aber zum Nachmittag wäre er für die Routinearbeiten wieder fit. So hatte er es die letzten Jahre immer gehalten, vormittags feiern, dann arbeiten, zu Hause den Anruf von Mutti hinter sich bringen und dann noch ein wenig lesen.

Freitag, 20. November 2015

Alfred und Andrea

Alfred schaute sich den gedeckten Tisch an und fand, dass das doch ganz ordentlich aussieht. Drei Gänge hatte er vorbereitet. Passend zur Herkunft seines Gastes war es eine Minestrone, gefolgt von einer Lachslasagne. Zum Abschluss sollte es eine Panacotta geben. Mit einem Blick auf die Uhr ging er in die Küche. Dort öffnete er die Flasche Bardolino, bevor er das Gemüse schnitt. Er fragte sich, ob er der Zeitangabe trauen durfte, weil italienische Zeit nicht immer deutsche Zeit war. Die Lasagne brauchte noch etwa 15 Minuten bis zur passenden Bräunung, das Gemüse würde er nun blanchieren und dann wäre das auch vorbereitet. Er wäre flexibel! Zufrieden kontrollierte er das Gästezimmer, dann wartete er, Musik hörend im Wohnzimmer.

Freitag, 13. November 2015

Andrea

Als Andrea aufwachte, war sie alleine in der Wohnung. Ein Blick auf die Uhr bestätigte, dass sie verdammt viel Schlaf nachgeholt hatte. Verwundert schaute sie sich in dem kleinen Zimmer um. Sie sprang auf und ging in das Wohnzimmer. Dort entdeckte sie die Reste von Alfreds Frühstück. Laut atmete sie aus. Die Tür zum Balkon wollte einfach geöffnet werden. Obwohl es kühl am Morgen war, ging sie im Nachthemd hinaus und schaute sich den Innenhof an. Direkt unter ihnen war ein Spielplatz neben einem hohen Baum. Der Balkon bot gerade Platz für einen kleinen Tisch mit zwei gegenüberstehenden Stühlen. Sie maß den Tisch mit den Händen aus und versuchte den linken Stuhl an die Vorderseite zu stellen. Aber es gab hier keinen Platz und sie stellte ihn wieder zurück.

Freitag, 6. November 2015

Alfred

Auf dem Weg zur Bushaltestelle musterte Alfred den Fußweg. An der ersten Ecke war wieder ein Haufen von dem kleinen Pinscher der alten Hexe. Diese wohnte im Eckhaus und hatte bestimmt schon über 80 Jahre auf den Buckel. Ihren Hund konnte sie gerade einmal um den Block führen. Sie konnte sich nicht mehr bücken, deswegen blieben diese Häuflein immer liegen. Nach der Biegung fand sich ein großer Haufen. Das war bestimmt der Dicke mit den Dalmatinern. Der sollte sich eigentlich bücken können! Er wollte sich nicht die Laune verderben lassen und deswegen dachte er sich lieber, wie gut es doch war auf den Boden zu blicken. Danach dachte er an die Leute die meinen es würde Glück bringen in einen Haufen zu treten, aber er gehörte definitiv nicht zu diesen! Die würden bestimmt auch Lose kaufen oder Lottoscheine ausfüllen. Bei dem Gedanken lächelte er. Er konnte gar nicht hineintreten. Und manchmal fand er sogar Münzen, die achtlose Zeitgenossen verloren hatten.