Freitag, 31. Juli 2015

Zusammenarbeit

"Ich weiß gar nicht was ich davon halten soll. Immer diese Überstunden." klagte Martina
"Mein Moritz macht zwar keine, aber nach dem Abendessen klappt er seinen Rechner auf, und dann macht er das, was er am Tag nicht geschafft hat. So sind sie halt, die Alphatiere." Elke hatte für alles eine Erklärung.
"Das mit dem Alphatier, das muss ich ihm erzählen. Würde er gerne hören. Bestimmt." Martina schaute zum Fenster hinaus und schnaufte durch die Nase.
"Er läuft doch nur hinterher. Sein Referent fordert mehr Einsatz und schon bleibt er eben ein wenig länger. Aus seiner Gruppe machen das alle. Nur, nun. Es ist Urlaub. Alle sind weg. Sein Referent, die Kollegen wirklich alle sind weg. Aber er tigert da hin und will nicht früher kommen. Sagt er müsse nun in Ruhe Akten sortieren. Pläne für die Schubladen schon einmal machen. Dann hätte er etwas in der Hinterhand" Sie tippte Elke auf die Hand. "Oder sollte ich mir Sorgen machen?"
"Also man hört ja so einige Geschichten." wusste Elke anzumerken. "Gerade wenn der Mann Auslauf hat, kann er einfach mal etwas organisieren. Aber unsere verreisen doch nicht. Ab und an gehen sie auf eine Konferenz, sind dann doch auch immer Kollegen dabei und da passiert schon nichts. Wenn sie zu einer Nutte müssen, kann uns das doch egal sein, oder?"
Martina lachte gequält mit, stellte dann aber fest. "Nutte, wäre ihm viel zu teuer. Und eigentlich, so stoffelig, wie würde er eine Affäre anfangen?"

Freitag, 24. Juli 2015

Der Schatz

An diesem Mittwoch wusste er, dass die Zeit gekommen war. Er machte Pause in seinem Lieferwagen, als er im Rückspiegel die beiden Mädchen an der Bushaltestelle sah. Die grössere von den Kleinen hatte die Haare zu einen kecken Pferdeschwanz zusammengebunden. Bei jedem Wort von ihr wippte dieser lustig. Sie sah recht frühreif aus. Ihre Brust zeichnete sich fast schon der kurzen Bluse ab. Ihr Bauchnabel würde später bestimmt ein Piercing bekommen. Dann wäre ihre Beine auch länger und die Pumps würden zu High-Heels. Eine richtige kleine Lolita! Ihre Freundin hielt ihr den Schminkspiegel und schaute zu, wie sie tatsächlich versuchte sich die Wimpern zu schwärzen. Als der kleine Junge hinzukam, wurde es ernst. Nun musste geschwärzt werden. Der kleine Mann war ein richtiger Ratgeber. Gekonnt zeigte er ihr, wie der Pinsel locker nach außen geführt wird und dabei die äußere Augenfalte schattiert. Als er das beobachtete, zwang sich erst ein Lächeln auf seine Lippen, dann nickte er. Die Kinder waren alleine an der Bushaltestelle des Villenviertels. Der Bus kam, sie stiegen hinein und als der Bus nicht mehr zu sehen war, stieg er aus dem Lieferwagen und studierte den Fahrplan. Der Bus fuhr früh morgens, mittags und abends. Jeweils dreimal. Als ihm auffiel, das dies die Abfahrtszeiten waren und er für die Ankunftszeiten auf den Plan der gegenüberliegenden Seite schauen sollte, fluchte er leise.

Freitag, 17. Juli 2015

Die Bank

"Komm, mach doch mit. Knacken wir die Bank!" schlug Matze vor.
"Ich mache so was nicht!" antwortete Alfons fest
"Ist überhaupt kein Risiko. Dr. Hildebrandt plant das genau. Und Du kennst ihn doch. Was der vorschlägt hat doch immer Hand und Fuß."
"Ja, schon. Aber kann ja auch schiefgehen"
"Null Risiko." Die beiden schauten sich kurz an, dann provozierte Matze mit: "Du hast bestimmt keine 15.000€, gibts zu"
"Ist viel Geld und hinterher .."
"Das klappt schon, aber wir müssen schon investieren."
"Ich schaffe nur 5.000€ und dann ist mein Konto schon zu. Wo hast Du die Kohle eigentlich her?"
"Meine Oma! Dafür hat man die doch. Was glaubst Du eigentlich, warum ich da einmal im Monat hingehe und Käffchen trinke?" nach einer kleinen Pause setzte Matze hinzu: "Deine wohnt doch in einem eigenen Reihenhäuschen, warum fragst Du nicht einmal?"
"Weiß nicht. Die kenne ich doch nur vom hören sagen."
"Trau Dich einfach. Die freuen sich immer, die Alten. Und haben Geld wie Heu. Wem sollen sie das denn sonst geben? Stell Dich vor und erzähl halt was von Hochzeit oder Wohnung oder Haus. Wirst sehen, was die gebunkert hat. Und wenn nicht, lass Dir die Preziosen geben. Weißt ja wo man die verticken kann."

Freitag, 10. Juli 2015

Koks

"Er war direkt tot. So einen Schlag überlebt keiner. Sehen Sie nur, direkt auf den Hinterkopf hinter dem Ohr wurde er getroffen. Sein Schädel war sofort hinüber. Könnte ein präziser Schlag mit einem Totschläger gewesen sein. Oder unglaublicher Zufall. Genaueres erst nach dem Labor."
"Wie lange ist das her?"
"Noch ganz frisch, keine Stunde"
Kommissarin Helferich schaute sich den Mann im schwarzen Anzug genauer an. Er war vielleicht dreißig Jahre alt. Seine Hände waren gepflegt. Unter den Schliessfächern entdeckte sie einen Schlüssel. "Sehen Sie mal dort. Den Schlüssel"
"Wir haben hier alles so liegen lassen, damit sie einen Eindruck bekommen. Fotographiert haben wir schon alles. Soll ich das Fach öffnen?" Der Mann im weissen Overall nahm den Schlüssel hoch und schaute die Kommissarin fragend an. Sie nickte. Im obersten Fach sahen sie Beutel mit weißem Inhalt.
"Könnten Drogen sein. Da müssen wir dann wohl die grossen Spurensicherung veranstalten. Ergebnisse gibt es morgen"

Freitag, 3. Juli 2015

Verlobung

Es regte ihn nicht auf, dass er, wie immer, auf Sascha warten musste. Sascha musste sich immer erst noch stylen, wenn es hinausgeht.
"Die neue Schnecke nicht vernaschen?" war die erwartete Frage, die der Freund nach der eher einsilbigen Begrüßung stellte. Wie der dabei grinsen konnte? dachte Wolfi. Er erklärte, dass es Sinn der Sache wäre zu prüfen, ob oder auch ob nicht. "Du nimmst das viel zu schwer" war dann der, sicherlich gut gemeinte, Rat des Freundes, bevor über die Vorzüge des freien Singledaseins geschwärmt wurde. Ein Mann muss eben sehen, dass er seinen Samen in möglichst breit verteilt. Wie schon bekannt, wurde noch einmal wiederholt, dass das ganze etwas biologisches sei. Wolfi nahm das nicht zu Ernst und nach ein paar Minuten kamen sie bei Annas Wohnung an.