Sonntag, 29. Mai 2016

Die Affäre

Er atmete ein und atmete aus. Seine auf dem Tisch übereinander gelegten Hände bewegten sich nicht. Dann zuckte es in seinem geröteten Gesicht. Die drei Falten auf der Stirn zogen sich zusammen und seine Augenbrauen gingen nach oben. Seine Mundwinkel machten eine unmerkliche Bewegung nach außen.
Er atmete dann hörbar aus und holte wieder tief Luft. Nach ein paar Atemzügen war er wieder ganz ruhig. Um seine Lippen war kein Lächeln, sonst hätte er als Buddha durchgehen können. In seinen Gedanken ging er das Vorhaben durch. Wieder zuckte es in seinem Gesicht. Wieder beruhigte er sich.
An seinem Revers war eine kleine rote Rose. Es galt eine Partnerin zu treffen. Bei diesem Gedanken schaute er auf seine Hände. Der Ring! Mit einem Lächeln zog er diesen ab und verstaute ihn in seine Geldbörse.
Er atmete ein und atmete aus. Ruhig wartete er auf seine Verabredung.
Tatsächlich trat wenig später eine wesentlich jüngere, aber nicht sonderlich modisch gekleidete Frau in das Kaffeehaus. Sie trug zu ihren Jeans eine recht weit aufgeknöpfte Bluse. Hatte sie vergessen die Knöpfe zu schließen oder wollte sie tief blicken lassen? Durch ihre Sonnenbrille mit zu großem D&G Zeichen musterte sie das anwesende Publikum.
Als sie ihn bemerkte, kam sie schlendernd an seinen Tisch.

Freitag, 20. Mai 2016

Das Loch

Wie ein kleiner Junge betrachtete er die Fotos. Mal hielt er sein Smartphone quer und mal hochkant. Die Frau zu seiner linken blickte immer mal wieder zu ihm und seinem Smartphone. Als seine Backen allmählich rot wurden, lächelte sie. Sie hätte nicht erwartet, dass er bei so etwas mitmachen würde.
"Wilfried, Du solltest aber kühler sein" ermahnte sie ihn.
"Äh. Ach, Frau Müller-Rehkirch. Sieht man mir das an?"
"Nun ja. Immerhin." Ihr machte es nichts aus, wieder beim 'Sie' zu sein. War auch besser so. "Sie wissen doch, dass ihre roten Backen schon so etwas wie ein Alarmzeichen sind."
"Heute ist ja auch ein besonderer Tag" seufzte der stämmige Mann, "da sind doch alle aufgeregt. Das fällt dann doch gar nicht auf."
"So gesehen" nickte sie zustimmend.
Die beiden widmeten sich wieder ihren Smartphones. Sie schaute dabei immer mal wieder zu ihrem Nachbarn, aber er wandte sein Blick nur ab, als sie bemerkte:
"Ich habe es sogar ein kleines Video, sieh, äh, sehen Sie mal" hielt sie ihm ihr Smartphone hin.
"Das ist ja nun wirklich deutlich. Hoffentlich kommt es nicht heraus. Obwohl?" verschmitzt lächelte er.
"Nein, bestimmt nicht. Wir müssen nur richtig entspannt sein. Sie dürfen sich nichts, aber auch gar nichts anmerken lassen."
"Und Sie dürfen ihm nichts erzählen."

Freitag, 13. Mai 2016

Der SX-2999

"Kommen Sie mal, Frau Heidenreich"
Sieh an, kurz vor Schluss der Nachtschicht passierte noch etwas erfreuliches. Aufgeregt stürmte sie in das Zimmer des Chirurgen. Sein Anliegen entsprach allerdings nicht ihren Erwartungen:
"Sie haben doch die Schulung bzgl. des SX-2999 mitgemacht? Nicht wahr?"
"Das war doch schon sechs Monaten und bisher ..."
"Egal, wir brauchen Sie jetzt. Sonst ist ja niemand geschult. Sie müssen nun assistieren, es geht um eine Notoperation. In etwa zehn Minuten wird der Hubschrauber ankommen, bis dahin muss die OP vorbereitet sein. Sie übernehmen den SX-2999."
Sie schluckte.
"Freuen Sie sich nicht? Jetzt kommen wir mal zusammen. Beruflich! Haben Sie da nicht drauf gewartet."
War es ein spöttisches oder freundliches Lächeln?
"Außerdem haben Sie so Gelegenheit ihr Wissen anzuwenden. Obwohl für weitere Pluspunkte in ihrer Personalakte bestimmt kein Platz mehr ist."
Die Schmeichelei gefiel ihr. Er war einfach nur freundlich! Sie nickte zustimmend.
"Sehen Sie! Wir sind bestimmt ein tolles Team"
Mit klopfendem Herzen folgte sie ihm. Unterwegs versuchte sie sich zu erinnern, was ihr Sabine über den SX-2999 erzählt hatte. Die Überwachung war genauso lässig wie beim SX-2100. Sie könnte ihm zusehen. Warum es wohl überhaupt einen 2999 gab?
Im OP-Saal stand das Gerät in der Ecke. Die Anzeige war gewohnt, nur die Meldung "Kalibrieren!" störte ein wenig. Vom 2100 wusste sie wie das ging und so machte sie sich an die Arbeit. Mit den Plus und Minusknöpfen galt es den Druck so einzustellen, dass die Anzeige zwischen den Zielwerten lag. Mit einem SX-2100 war das in ein paar Minuten erledigt. Danach wäre nur noch zu überwachen.
Diesmal dauerte es.
Das drängende "Können wir?" des Chirurgen trug nicht dazu bei die Kalibrierung zu beschleunigen. Der Patient lag in der Mitte, alle warteten auf ihr OK. Es waren nur Minuten, aber sie kamen ihr vor wie Stunden, bis sie das OK geben konnte. Sie sah dem Team zu. Zunächst plauderten sie entspannt, aber dann brach eine Hektik aus. Es kamen Bemerkungen wie "Was ist denn da nun los ...", "Au, da brauchen wir aber ..." und "Mist". Erschrocken kontrollierte sie die Anzeige und stellte sofort wieder den Druck ein. Ihr Blut pochte durch ihre Adern. Als sie dann "Puh" und "So gerade noch" hörte, schloss sie ihre Augenlider, atmete ein und sah dann nach oben.
"Danke" flüsterte sie.

Mittwoch, 4. Mai 2016

Wenn das rauskommt

Mit der Cola und der Zeitung kam Lisa wieder zurück. Annie küsste schon ihre Eroberung. Ausgezogen waren die beiden aber noch nicht. Es sollte ja schön langsam gehen mit der Nacht. Der junge Mann wollte anscheinend eine aktivere Rolle in dieser menage á trois einnehmen, aber Lisa schüttelte streng den Kopf und wies ihn mit der Hand ab.
"No, no, just continue you two" sagte sie ihm. In sein fragendes Gesicht küsste Annie und bedeutete ihm "We are the sweet lovers and she is the cool one. we make her hot. you see.".
Wie immer begannen sie mit einer Art Rollenspiel, in dem die eine mit ihrer Eroberung schon anfing und die andere betont kühl zu sah.
So setzte sich Lisa zu den beiden auf das Sofa, legte ihr rechtes Bein über die Lehne und schaute in die aufgeklappte Zeitung auf. Annies Hand glitt unter ihren Slip. In der Zeitung waren zwei Frauen und ein Mann abgebildet. Anscheinend hatte der Mann die Frauen vergewaltigt. Jedenfalls stand etwas von 'Rape' in der Überschrift. Als der junge Mann an ihren Slip zog, nahm sie ihr Bein herunter und ließ den jungen Mann ihre Lippen frei legen.
Später setzte sie sich auf sein Gesicht und forderte seine Zunge. Dabei las sie den Artikel genauer. Unter dem Bild des Mannes stand etwas von 'victim'. 'Teacher' stand jeweils unter den Bildern der Frauen. Es waren die Lehrerinnen, die ihren Schüler in die Sexualität eingeführt hatten. Die Tatsache, dass es sich um einen Minderjährigen handelte, fanden die Amis nicht so toll. Wie prüde! dachte sie, als sie kam.
Sie schaute befriedigt auf ihr Spielzeug herunter. Wie alt war er eigentlich?
"Lets make some bondage games" schlug sie vor.