Freitag, 24. April 2015

Das Geheimnis der Hundesitterin

"Hallo Liebes, sollen wir nicht jetzt?". Es war ein richtiger Frühlingsmorgen, vor dem Fenster zwitscherten schon die Vögel und, ja, nun könnte er wieder vögeln. Sie wachte langsam auf, öffnete ihre Augen, drehte sich auf den Rücken und gab ihm einen dicken Kuss. Er legte sich sanft auf sie und wollte schon anfangen, da gab sie zu bedenken: "Aber wir wollen doch ein Kind machen!" Richtig, von hinten, mit ihrem Becken nach unten! Fasst wäre wieder etwas verschwendet worden. Sie drehte sich um, winkelte die Beine an, streckte ihm ihren runden, knackigen Arsch entgegen und fragte dabei: "Hast Du eigentlich schon wieder genug Samen angesammelt?". Richtig! Gestern ging die Zeugung ja, na ja, nicht dran denken! Aber sie hat einen ja auch überrascht, er konnte gar nicht aus dem Anzug, na ja. Sie hat ja Recht. Sanft streichelte er über ihren Arsch und verliess dann unverrichteter Dinge das Bett.
Nach dem gemeinsamen Kaffee schlug sie vor: "Wir warten besser noch bis Freitag. Ich bin ja noch bis Montag fruchtbar. Und dann ganz zwanglos und lässig. Bis dahin mach Dir bitte keinen Stress, wir werden das geniessen und eine deiner Spermien wird es zu meiner Eizelle schaffen."
Auf dem Weg zum Büro dachte er nur über Stress nach. Welche Stressfaktoren hat er? Sein Job ist für die nächsten Jahrzehnte sicher. Bestimmt! Wenn nur die blöden Kollegen nicht wären. Ob dieser Herr Müller mal zugänglich wird? So ein Schweiger als gegenüber, das ist nicht gut. Und dieser Freddy. Der hat irgendwas. Wenn der sich ausklinkt und die Brocken hinwirft, hätte er Stress. Die Sachen von dem übernehmen. Aber nicht dran denken, kein Stress machen. Nein, in aller Ruhe wird er die Tage bis Freitag hinter sich bringen.

Im Büro angekommen, grüsste er den schon anwesenden Kollegen Müller wie immer. Statt eines teilnahmslosen Nickens, kam heute ein freundliches "Morgen" zurück. Sieh an, es gibt doch immer Überraschungen. Er nahm Platz und fragte nach.
"Mein Sohn wurde bei der Polizeischule genommen!"
Der ist doch gerade mal 10 oder 15 Jahre älter! Na, ja. Er schaltete sein Terminal an und dann besann er sich. Stress abbauen! Und ein Stressfaktor war ja der unzugängliche Müller. Also mal plaudern. Jung angefangen?
"Alles zielstrebig! Wir sind eines von den Paaren, die es eigentlich gar nicht mehr gibt. Seit der Schule sind wir zusammen und haben am Ende des Studiums geheiratet. Hoffentlich macht das der Oberkommissar in Spe auch. Freundin hat er ja schon. Die Tochter ist auch schon fertig mit dem Studium, aber das schon seit ein paar Jahren. Und nun ist alles erledigt und wir haben mal Zeit für uns. Das ist jetzt hier mehr so ein Hobby. Da sieht man die Arbeit mit ganz anderen Augen"
Ein angeberisches Plaudertäschchen. Aber besser so, als nichts sagen. No Stress. Bei ihm wäre das dann einfach umgekehrt, er lebt erst und zeugt dann. Jedenfalls sollte das doch klappen, wäre doch gelacht. Es macht immer einen guten Eindruck nach Rat zu fragen. Vielleicht kann er ja einen Vater in Spe beraten?
"Früher war Kinder machen irgendwie normaler. Heute ist das ja immer so besonders. Und es gibt ja dann auch Elternzeit und Kita und so. Gab es bei uns gar nicht. Meine Frau hatte sich zunächst nur um die Kinder gekümmert und ich habe das ganze Geld verdient. Erst seit zehn Jahren verdient meine Frau mit. Aber ich gönne Ihnen das ja, sonst macht ja heute niemand mehr Kinder. Und freuen Sie sich, die Windeln sind viel, viel kleiner geworden. Was waren das damals für Pakete .."
Windeln? Na, lieber nicht ins Detail gehen. Lieber nur noch ein bisschen nicken und zuhören und so mit der Arbeit anfangen. Sie würde die Elternzeit nehmen. Bestimmt! Obwohl er ja auch könnte. War schon gut einmal mit dem stillen Kollegen zu reden. Scheint ja doch ganz umgänglich zu sein. Wo bleibt nur dieser Freddy? Wenn der nicht bald auftaucht, dann. Aber immer mit der Ruhe. Nur kein Stress.

Wenig später kam ein etwas strubbeliger Kollege herein. Es war Freddy! Er sieht ja immer ungepflegt aus, aber mit Bierfahne ins Büro?
"Ach, weißt Du, das ist doch auch egal,"
Er schaute ihn erstaunt an. Sollte dieser eigentlich fröhliche Kollege bipolar sein? Man liest ja immer so viel von Depression und so. Den brauch ich aber doch. Was hat er nur?
"Bin wieder Vater geworden und da habe ich erst einmal ein Bier getrunken."
Hm? Freddy wohnt doch alleine und hat keine Freundin.
"Heute morgen im Briefkasten gefunden. Vaterschaftstest war positiv. Nun muss ich zahlen. Ich bin ja nun nur noch zum Spass hier. Nicht wegen der Kohle"
Ein Kind ist doch nicht so teuer, oder doch. Das muss er mir erklären.
"Ich habe ja noch vier andere Kinder. Mit dem sind das nun fünf Kinder. Von vier verschiedenen Frauen. Da bleibt nichts mehr. Aus, vorbei."
Na ja, muss jeder wissen was er macht. Er selbst war sich sicher, dass er noch nie etwas gezeugt hatte. In jedem Fall nicht mit fünf Frauen. Seine drei Partnerinnen waren ja immer sehr ordentlich und hatten verhütet. Obwohl er war sich nicht mehr so sicher. Aber kein Stress machen, das ist ja auch jetzt nicht das Thema. Warum ist der Freddy nicht bei einer festen geblieben?
"Wollte ich ja auch damals, aber dann wurde die immer dicker und nach sieben Monaten stand ich da auf den Schlauch. Im wahrsten Sinne des Wortes. Auf den Schlauch. Hab dann fremdgevögelt. Irgendwie riechen die das. Muss was mit Hormonen oder so zu tun haben. Dann Geburt und Windeln und Scheiß. Ein Jahr später standen die andren da und wollten Unterhalt. Das war es dann mit dem Paar." Freddy zuckte mit den Schultern und schaltete sein Terminal an. "Aber das heute bricht mir das Genick. Sie wollte mich vor einem Jahr nur mal wiedersehn und dann ein Schuss, ein Treffer. Jetzt habe ich die große Freiheit, weil sparen und so ist sowieso nicht. Ist ja sowieso egal. Zum Glück ist der Job ja spassig."
Freddy sieht das immer positiv. Er war beruhigt. Kein Stress mit Kollegen einarbeiten und so. Ja! Das passt. Das mit dem zwei, drei Monate nicht Vögeln würde er bestimmt schaffen. Diesen Stress braucht er sich gar nicht zu machen. Welch ein Glück!

Vor dem Eingang zur ihrer Siedlung war wieder dieser grosse, schwarze Riesenschnauzer! Diesmal sogar ohne Leine. Diesen Stressfaktor hatte er ganz vergessen. Na, das kann ja heiter werden. Als er näher kam, schaute dieser ihn schon an. "Platz!" hörte eine weibliche Stimme sagen. Diese gehörte einer zierlichen Blondine, die den Hund nie halten könnte. Der Schnauzer befolgte den Befehl und legte sich hin. Die Oma, der der Schnauzer gehört, hätte nun schon an der Leine gezogen und er wäre in großem Bogen um den Hund gegangen. Er freute sich, wurde ein Stressfaktor entschärft! Wie macht die das nur? Sollte er fragen? Und wenn der Hund dann? Trauen!
"Keine Angst, wir trainieren, dass andere Leute für ihn nicht wichtig sind. Er wird .. Platz! bleibst Du unten, ja gut." Sie streichelte den Hund und lächelte ihm zu.
Er fragte, ob es da einen Trick gäbe und bewunderte ihre blonden Haare und diese wasserblauen Augen. Es gibt wirklich Augen, in die man sich verlieben kann. Aber das ging ja nun gar nicht und er wollte ja, na ja. Von ihrer Erklärung nahm er ".. sie suchen immer ein Alphatier, das sicher ist, was es will. Und die Rolle fülle ich aus .. " wahr. Als sie fertig war, gab es ein kurzes Schweigen und dann riss er sich los und ging zur Wohnung. Vor dem Fahrstuhl fragte er sich ganz kurz, wo denn die Alphamännchen geblieben sind. Heißt doch Alphamännchen, oder?

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