Freitag, 10. Oktober 2014

Murmeltiere

Die beiden Frauen kamen per U-Bahn am Messegelände an. Für ihren Stand müssten sie eigentlich um die Halle herum laufen, aber sie nahmen die Abkürzung über den Parkplatz. "Mist" meinte Viona, als zwanzig Meter vor ihnen ein Lieferwagen an eine Laderampe fuhr. Der Lieferwagen hielt, die Ladeklappe senkte sich. Nun müssten sie ihre Köfferchen durch die Schlaglöcher ziehen, wenn sie nicht das Entladen abwarten wollten. "Lass nur, bin doch da" Carla öffnete die oberen Knöpfe des Mantels und der Bluse, kontrollierte das Gesicht kurz im Spiegel, da hob sich die Klappe wieder. Als sie am Lieferwagen vorbei gingen, hörten sie ein "Entschuldigung" aus dem Führerhaus und eine Hand, die ihnen zu winkte.



Wenig später konnte die Arbeit am Messestand in der Halle C beginnen.
"Möchten Sie mal Wein aus Südafrika probieren?" fragte die aufgeknöpfte, lächelnde Carla den Mann, in der Lederhose, der mit seiner Frau im Arm am Stand vorbei schlenderte. Seine Frau meinte zwar "Mir trinken nur Bier", aber Carla's Augenaufschlag hat wieder seine Wirkung getan. Der Mann blieb stehen und schaute sich den Stand an.
"Südafrika macht nun auch in Wein?" fragte er.
"Ja und probiern's mal, was für einer, die haben ja viel mehr Sonne wie mir hier!" und schon hatten er und seine Frau ein Gläschen in der Hand.
"Und schauen Sie sich nur die Etiketten, sind die nicht hübsch" wies Carla auf den abgebildeten Löwen hin.  Sie prostete den beiden zu und bot Salzstangen an.
"Das nimmt den Geschmack weg, damit können Sie dann verschiedenen Geschmacksrichtungen besser vergleichen".
"Was sind denn das für Sorten?" wollte die Frau wissen.
"Das sind nicht die Sorten von hier, so Riesling oder Scheurebe oder Müller Thurgau, die haben englische Namen, die man hier gar nicht kennt. Deswegen haben die dafür ja auch die Tieretikette. Hier der Löwe, den Sie da trinken ist kräftig, belebend. Oder wie finden Sie?"
"Nun ja, ist schon gut!" meinte der Mann, die Frau hatte keine Worte.
"Wollen Sie etwas leichteres probieren? Hier der Wein mit der Gazelle wäre doch recht!"
und schon wurde das zweite Gläschen verabreicht. Mit dem zweiten Glas brach der Kaufwiderstand ein und Viona konnte eine Bestellung von zwei Kartons mit je sechs Flaschen zu einem Messesonderpreis von 120€ unterschreiben lassen.

Es lief an diesem Tag nicht so gut wie sonst. Obwohl Carlas Augen und vor allem ihre Dinger die normale Wirkung auf die Männer hatte, konnte Viona die Bestellung nicht so wie sonst sammeln. Es wurde dann immer öfter nachgefragt. "Das ist dann auch gekauft, das müssen wir dann auch nehmen?" wurde gefragt. Anscheinend wurde in einer Zeitung darauf hingewiesen, dass Bestellungen auf der Messe bindend und ohne Rücktrittsrecht wären. Aber Carla schaffte genug herbei, damit ein klein wenig Plus in der Kasse war. Am Abend hieß es den Stand aufräumen, ein wenig essen und dann ins Hotel. Zum Glück teilten sich die beiden ein Zimmer. Carla ging sofort unter die Dusche und zog sich ihr schwarzes Cocktailkleidchen an. "Ich bin total kaputt. Du bist nicht fertig?" fragte Viona, die sich schon hingelegt hat. "Ach, was. Da hab ich den ganzen Tag Männer angemacht. Nun brauche ich vor dem Einschlafen noch einen fürs geschlechtliche." Sie föhnte sich noch kurz die blonden Locken, zog die Lippen ein wenig nach und verabschiedete sich mit einem "bis innere Stund oder so, werde leise sein".

Im Foyer des Hotels gab es eine Cocktailbar, die bestimmt noch frequentiert wäre. Es war zur Messezeit ausgebucht und bestimmt gab es unter den Besuchern einen sportlichen, grossen Mann, der ihr, für einen Augenaufschlag, einen kleinen Mojito ausgeben würde. Und vielleicht ja auch mehr. Kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen und gerade wollte sie schauen, wer im vorhandenen Publikum in Frage käme, da hörte sie neben sich ein "Das Ihr auch hier übernachtet, das ist ja ein Zufall!". Erstaunt blickte sie den kleinen, stämmigen Mann mit Halbglatze an. "Der Lieferwagen, heute morgen, ich habe euch so gerade noch gesehen" erklärte er.
"Ach, Sie waren der nette Fahrer?" das Du mit einem nicht-Typ Mann gehörte sich für sie nur, wenn es ein Geschäft sein sollte.
Sein "Trinkst Du auch einen kleinen Mojito?" verblüffte sie so sehr, dass sie nicht gegen das Du rebellierte, sondern nur zustimmend nicken konnte. Es handelte sich um den Inhaber, Verkaufsleiter und Lieferant von Murmeltiersalbe aus Südtirol. Daheim wird die Salbe tatsächlich aus gejagten Murmeltieren hergestellt wird. "Bei uns gibt es so viele, die können wir gar nicht alle schiessen". Er würde nun nicht mehr jagen, aus dem Alter sei er heraus. Am Ende des Mojitos legte er seine Hand auf ihr Hinterteil, genau auf die Stelle, auf die sie sonst immer hinweisen musste. Er griff bestimmt, aber nicht zu fest zu, so dass sie fasst anfing zu stöhnen. Zufrieden lächelnd stellte er ihre Zustimmung fest. Er schlug vor auf seinem Zimmer noch ein wenig weiter zu machen, immerhin müsste man morgen ja wieder früh heraussen. Sie meinte er sei eigentlich gar nicht ihr Typ, worauf er gewinnend sagte "Dann kommst Du halt uneigentlich mit". An der Hand zog er sie hinter sich her und sie folgte, gespannt, was noch käme. Bei den dünnen Wänden könne nichts gruseliges passieren und Erfahrung genug dürfte er wohl haben, dachte sie sich. Wenn es nur flott zur Sache ginge.

Kaum waren sie im Zimmer, war er auch schon entkleidet und half ihr mit dem BH. Das Vorspiel wurde flott übersprungen, kaum lagen sie im Bett, waren seine 15cm in ihr. "Gut nicht" fragte er und schaute sie an. "Und nun mach schnell, ich komm schon nachdem Du fertig gemacht hast" schlug sie vor, worauf er entgegnete "Andersherum und langsam, ist viel besser, wirst sehen" Zur Unterhaltung der Zimmernachbarn trieben es die beiden recht lange, aber am Ende schliefen sie nass geschwitzt nebeneinander ein.

Bis sie in der Nacht geweckt wurde. Er hatte seinen Schlafanzug angezogen und schüttelte "Wie bist Du immer noch da? Wir sind doch fertig. Morgen noch einen Tag und dann sind wir wieder daheim". Das war ihr so noch nie passiert. Sie zog sich schnell an, verzichtete auf die Andeutung eines Abschiedskusses und ging zu Viona in ihr Bett.

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