Freitag, 5. September 2014

Die Königin

Martin möchte auch mit ihr über Fasching weg fahren! Inge strahlte, als sie seine eMail las. Vor einem Monat hatte sie ernsthaft angefangen eine Beziehung zu suchen. Es mal über das Internet zu probieren, hatte sich gelohnt. Sie hatte Interesse an einer festen Beziehung mit einem Mann über 45 bekundet, Heirat nicht ausgeschlossen. Anscheinend suchen Männer über 45 nur Frauen unter 35, jedenfalls wurden ihr nur ein paar Anzeigen zugeteilt. Mit zweien, Wilfried und Martin, hatte sie sich verabredet. Es war mit beiden unterhaltsam und nun konnte die schöne Inge wählen mit wem sie über Fasching abhaut.



Ihr Unterleib riet ihr Martin zu nehmen. Mit ihm ging es direkt nach dem ersten Abend zur Sache. Nicht so zurückhaltend wie dieser Wilfried. Martin wusste, dass das, was er kann, bei ihr gut ankam. Anstatt sie nach mit einem Wangenkuss vor ihrer Haustür zu verabschieden, hat er sie mit zu sich genommen. Vorher kam ein kleiner Spaziergang und dann noch ein Cocktail in einer kleinen Bar. Wie aufmerksam er ihr zugehört hatte! Und welch ein tolles Apartment er hat! Aber eigentlich sollte sie so nicht denken, diesmal wollte sie es doch besser machen. Sie erinnerte sich an ihre Liste mit den wünschenswerten Solls: sich mit ihr sehen lassen, finanziell gesichert sein, ihr zuhören können, sie zum lachen bringen. Die beiden hatten die gleiche Punktzahl! Martin hörte mehr zu und Wilfried brachte sie mehr zum lachen. Und nun eine Münze werfen? Soll doch der Bauch oder besser der Unterbauch entscheiden!

Das Ergebnis ihrer Vorgehens musste gefeiert werden. Sie machte sich einen Tee, legte ihre LieblingsCD ein und rief ihre beste Freundin an. Es war nicht eine aus Kindergartenzeiten, solche Kontakte aus vergangen Zeiten pflegte sie nicht besonders, sondern die Meike, die sie von ihren Mädels am längsten kennt. Meike freute sich über den Anruf, hatte auch Zeit zum reden und fragte sie direkt nach der Musik im Hintergrund.
Inge wunderte sich: "Das ist doch Ace of Base"
"Habe ich noch nie gehört, ist das neu? Lass mal hören" Inge hielt das Handy an die Lautsprecher und bekam anschließend  "Nee, das ist ja aus dem vorigen Jahrtausend, was Du auch immer für Sachen hörst" zu hören. Das war genau die Meike, deren Meinung sie so schätzt. Sie ist direkt heraus ohne zu bedenken, wie das wirken könnte. Immerhin ist Inge die Älteste unter den Mädels, sie wird im Herbst 40, während alle anderen in den nächsten Jahren 30 werden. Inge erzählte von ihren Einladungen, dass sie nun die Wahl hätte zwischen zwei vielversprechenden Männern. "Nur zwei?" bemerkte Meike. Inge fand, dass sie vorher schon genug aussortiert hätte und immerhin hätte jeder, mit dem sie sich getroffen hatte, sie ja auch eingeladen. Eine Quote von 100%, das könne sich doch sehen lassen.  Meike gab ihr recht und gratulierte ihr zu Martin, eine Woche Ski fahren am Tag verbunden mit gehörig Aprés Ski, dafür würde sie auch Fasching sausen lassen. Sie freue sich schon nach dem Urlaub die Details zu hören.

Inge fand es schön, dass ihr so Recht gegeben wurde. Nun galt es Martin eine Zusage und Wilfried eine freundliche Absage zu mailen. Sie wollte mit der unangenehmen Aufgabe, der Absage, anfangen, da bemerkte sie im Posteingang neue eMails. Es waren die üblichen Werbemails, die sie immer ungelesen in den Papierkorb gibt. Eine war von einer esoterik Tante. Im Betreff stand etwas von Komfort und Veränderungen. Das musste sie lesen, es steht bei ihr ja hoffentlich eine Veränderung an. Sie las von der Komfortzone, die nur ungern verlassen wird. Dadurch würde viel verpasst werden und man solle sich daher immer fragen, wie komfortabel die Entscheidung ist. Bei komfortablen Entscheidungen würde nicht viel erreicht und hinterher ist man wieder am Ausgangsort.

An dieser Stelle fand Inge die Entscheidung für Martin gar nicht mehr so toll. Meike, und damit die Stimme aus ihrer Komfortzone, fand Martin toll. Vielleicht wäre es ja Zeitverschwendung über Fasching Skifahren und Feiern und dann wieder zurück auf Los. Bei Wilfried gab es eine Einladung die alemannische Fastnacht zu besuchen. Das wäre gar nicht so ernst, wie immer dargestellt und eine Verkleidung hätte er schon für sie. Sie würden bei einer Zunft mitlaufen und da gäbe es eine Kleiderordnung. Aber dadurch würde sie von Anfang an auch dazugehören. Die Witze und Sprüche hätte er ihr ja schon erzählt. Inge musste lächeln, als sie ihr der Abend wieder einfiel. Seine komischen Sprüche, über die er so gelacht hatte, dass sie einfach mitlachen musste. Eigentlich waren die ja gar nicht wirklich witzig. Aber er verbreitete so eine Stimmung. Sie fühlte sich wohl in seiner Gesellschaft. Wenn nur das mit dem Sex klappen würde! Aber das könnte sie über Fasching wohl herausfinden. Nach kurzer Überlegung schrieb sie Wilfried eine freundliche Zusage.

Die freundliche Absage an Martin fiel ihr seltsam leicht. Es war einfach eine Vertröstung auf einen Urlaub im Sommer, vielleicht nach Griechenland? Als sie die eMail abschickten wollte, zögerte sie. Eben noch wollte sie sich an Wilfried binden und nun ein Notfallplan aufrecht erhalten? Sie spürte, dass sie rot wurde. Es kam ihr gar nicht in den Sinn zu überlegen, ob Wilfried nicht noch eine zweite Wahl hätte. Schnell formulierte sie die Absage um. Sie dankte Martin für die schöne Zeit, wies auf eine andere Planung über Fasching hin und wünschte ihm alles Gute für seine weiteren Eroberungen, die gewiss zahlreich sein würden. Ja, das war ein "wir wollen Freunde bleiben"!

Neulich bei Meikes 30ten Geburtstag war Inge wieder im 5ten Monat. Meike konnte fühlen, wie im Bauch getreten wurde. Auf die Frage wie ihr ginge, antworte Inge mit "Die Königin für einen Mann zu sein, ist geilste was es gibt!"

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